Sie erlebt noch den Alten Fritz und schon das neue Industriezeitalter,den Freiheitsrausch der Französischen Revolution und den Pulverdampf der Reaktion, den Umgang unter Gleichen und den Völkerhaß.In ihrem Elternhaus begegnet sie bedeutenden Gelehrten, Schriftstellern und Pädagogen. Ihr Vater, Wortführer der jüdischen Emanzipation in Deutschland, repräsentiert neben Kant zusammen mit seinemFreund Lessing und dem Verleger Nicolai die Aufklärung in Preußen.Sie heiratet Simon Veit, einen wohlhabenden Bankier - den Mann, dender Vater ihr bestimmte. Und sie trennt sich Jahre später von ihm, umeinem jungen Intellektuellen ohne Geld und Rang zu folgen - FriedrichSchlegel. Zusammen mit ihren Freundinnen Henriette Herz und RahelVarnhagen gehört sie zu den bekanntesten Salondamen Berlins. In denjüdischen Salons der preußischen Hauptstadt entsteht eine dieser Zeitfremde, neue Kultur: Frauen und Männer, Christen und Juden, Adligeund Bürger gehen wie ebenbürtige Menschen miteinander um. AmEnde des 18. Jahrhunderts findet sich Dorothea, wie sie sich jetzt nennt,als skandalumwitterte Außenseiterin weithin isoliert am Rande der Gesellschaft wieder. Die gesellschaftlich Verfemte verläßt Berlin und ziehtnach Jena, wo sie zusammen mit ihrem Mann und seinem Bruder, denDichtern Ludwig Tieck und Hardenberg (Novalis) und dem Philosophen Schelling im Jenaer Romantikerkreis lebt. Die Utopie diesesKreises, die geistvolle Geselligkeit zur Kunst zu erheben und diese zuleben, scheitert freilich an Eifersucht und Neid, an kleinlichem Gezänküber zerbrochene Tassenhenkel und verrückte Möbel. Dorothea heiratet Friedrich und tritt mit ihm zum Katholizismus über. Carola Sternschildert mit Sympathie, Anteilnahme und Distanz, zuweilen mit Empörung, das Leben dieser außergewöhnlichen Frau.